Brümmer_1__9SP6614_kleinSehr geehrte Damen und Herren,
liebe Angehörige der Universität, liebe Studierende, liebe Forschende,

als Vizepräsident für Forschung liegt mir das heutige Thema des Vorworts besonders am Herzen, soll es doch um unsere Postdocs gehen – und wie könnte man sich Forschung an unserer Universität ohne das Engagement und den Leistungswillen dieser Gruppe vorstellen? Dabei bin ich mir durchaus auch der zahlreichen, teils gravierenden Schwierigkeiten in der Postdoc-Phase bewusst, die geprägt ist von einerseits dem Druck, unter den erschwerten Bedingungen einer zeitlich begrenzten Vertragslage wissenschaftliche Höchstleistungen zu erbringen, und andererseits häufig mit den wichtigsten Weichenstellungen im privaten Bereich zusammentrifft. So ist es zum Beispiel oft nicht einfach, wissenschaftliches Arbeiten und Familiengründung unter einen Hut zu bringen, aber auch in anderen Fällen sind die Spannungen in diesem Lebensabschnitt herausfordernd. Auch wenn Marie Curie ihre wissenschaftliche Arbeit vor Augen hatte, so lässt sich ihr Ausspruch „Man merkt nie, was schon getan wurde, man sieht immer nur, was noch zu tun bleibt“ auch auf diese Aspekte der Postdoc-Phase anwenden.

Und dennoch: Wenn ich mit Kolleg*innen spreche, die diese Phase hinter sich gelassen haben, höre ich zumeist nur Gutes über die Zeit als Postdoc. Nun mag das teilweise der Plastizität der menschlichen Erinnerung geschuldet sein, aber auch das hohe Maß an wissenschaftlicher Freiheit, die es erlaubt, weitestgehend selbstbestimmt und ohne enge Vorgaben den Fokus der wissenschaftlichen Arbeit zu wählen, spielt hier eine Rolle – eine Freiheit, die in späteren Stufen einer akademischen Karriere leider meist seltener wird. Das freie Forschen ist Alleinstellungsmerkmal dieser Tätigkeit, in vielen anderen Berufen kann man nicht halb so frei agieren wie in der Wissenschaft, nirgends ist das Resultat derart spannend, und nichts ist ästhetischer, als mit Hilfe eigener Forschungsfragen einen Forschungsgegenstand zu identifizieren, diesen aus vielfältigen Blickwinkeln zu beleuchten und mit den eigenen Ergebnissen zu formen.

Damit das Positive am Forschen in der Postdoc-Phase stärker in den Vordergrund rückt, müssen wir als Hochschulleitung dafür sorgen, dass sich die Situation der Postdocs nicht nur theoretisch, sondern auch faktisch verbessert. Ein wichtiger unterstützender Akteur ist dabei das Göttingen Campus Postdoc Netzwerk, von dem alle Wissenschaftler*innen dieser Karrierestufe, insbesondere aber auch internationale Postdocs, profitieren. Das Netzwerk bietet eine erste Anlaufstelle, um sich orientieren und informieren zu können.

Am Donnerstag, 16. März 2023, findet von 14.30 bis 17.30 Uhr in der Historischen Sternwarte eine weitere Postdoc Fair statt, zu deren Teilnahme ich hiermit aufrufen und darüber hinaus alle Postdocs dazu ermutigen möchte, dem Netzwerk beizutreten. Denn nicht nur das wissenschaftliche Arbeiten selbst, sondern auch das Vernetzen in der eigenen Peer Group und die Arbeitsorganisation sind für den Erfolg des wissenschaftlichen Arbeitens entscheidend. Und um dieses Vorwort nicht noch länger werden zu lassen, schließe ich auch an dieser Stelle mit den Worten Marie Curies: „Wir müssen Ausdauer und vor allem Vertrauen in uns selbst haben. Wir müssen glauben, dass wir begabt sind und dass wir etwas erreichen können.“

Ihnen allen ein schönes Wochenende und viele Grüße

Prof. Dr. Bernhard Brümmer
Vizepräsident für Forschung


Dear Staff, dear Students, dear Researchers,

As Vice-President for Research, today’s topic for the foreword is particularly close to my heart, since it is about our postdocs. How could one imagine research at our University without the commitment and motivation of this group? At the same time, I am well aware of the numerous, sometimes serious, difficulties during the postdoc phase, which is characterised by the pressure to deliver top scientific results under the difficult circumstances of a time-limited contract, which often coincides with the most important decisions in one’s private life. For example, it is often not easy to reconcile working as a researcher and starting a family, and in many other ways too, the tensions at this stage of life are challenging. Even if Marie Curie had her scientific work in mind, her saying “One never notices what has been done; one can only see what remains to be done“ can also be applied to these aspects of the postdoc phase.

And yet, when I talk to colleagues who have left this phase behind, I usually hear only good things about their time as a postdoc. This may be due in part to the flexibility of human memory, but there is also a high degree of research freedom, which allows one to largely choose the focus of the research without narrow guidelines, which also plays a role here – a freedom that unfortunately becomes rarer in the later stages of an academic career. Independent research is the unique selling point of this particular phase. In many other professions one cannot act half as freely as in academia, nowhere are the results as exciting, and nothing is more pleasing than identifying a research subject with the help of one’s own research questions, illuminating it from multiple angles, and shaping the subject with one’s own findings.

To make sure the positive aspects of research in the postdoc phase come more to the fore, we as University Management must ensure that the postdoc situation improves not just theoretically, but also in reality. An important supporting part of this is the Göttingen Campus Postdoc Network, from which all academics at this career stage, but also international postdocs in particular, benefit. The Network offers a first point of contact for orientation and information.

Our next Postdoc Fair is on Thursday 16 March 2023, from 14:30 to 17.30 at the Historische Sternwarte. I would like to call upon all postdocs to attend and also encourage you to join the Network. Because it is not just the research alone that is crucial for success, but also networking with one’s peers and being able to organise one’s work. And so, in order not to make this preface even longer, I will conclude here again with Marie Curie’s words: „We must have perseverance and, above all, confidence in ourselves. We must believe that we are gifted for something, and that this thing must be attained.“

Wishing you all a good weekend and best regards,

Professor Bernhard Brümmer
Vice-President for Research