Liebe Mitglieder und Angehörige der Universität Göttingen,
es liegen nun zwei Jahre Corona-Pandemie hinter uns. Von daher nehmen wir, die Interessensvertretungen Personalrat, Gleichstellungsbeauftragte und Schwerbehindertenvertretung der Universität gerne das Angebot des Präsidiums wahr, das Vorwort in diesem Newsletter zu schreiben.
Im September haben wir unser Papier „Corona-Pandemie als Brennglas: Erfahrungen, Erkenntnisse, (Lern-)Effekte nutzen“ zunächst an das Präsidium, die Gremien und Führungskräfte gesendet, die die darin entwickelten Ideen qua Zuständigkeit umsetzen können. Wir verstehen dies als eine Ideen-Sammlung und wünschen uns, dass es in der Universität breit und intensiv diskutiert wird und alle dabei mithelfen, die Umsetzung der Vorschläge voranzutreiben, die sinnvoll erscheinen.
Wir würden uns freuen, wenn auch Sie es lesen und sich an der Diskussion beteiligen! Sprechen Sie uns gerne an und, wenn Sie mögen, sprechen Sie diejenigen an, von denen Sie denken, dass sie für die Umsetzung der Vorschläge des Ideen-Papiers zuständig sind und von denen Sie annehmen, offen für die Vorschläge zu sein. Treffen Sie auf keine offenen Ohren, aus welchem Grund auch immer, ist es manchmal gut, einzelnen Personen so lange mit sinnvollen und machbaren Vorschlägen in den Ohren zu liegen, bis sich das ändert und sich Arbeitsbedingungen an der Universität verbessern.
In unserem Ideen-Papier schlagen wir für fünf Gestaltungsfelder, darunter Arbeits-/Studienbedingungen und Digitalisierung, Maßnahmen vor, die wir als „Corona-Neuerungen mit Potenzial“ verstehen. Das sind unter anderem:
- die Nutzungsmöglichkeiten von Home-Office klar zu regeln und transparent zu kommunizieren, um allen Beschäftigten maximale und für sie optimale Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsort zu bieten,
- die langfristige Gestaltung und Weiterentwicklung der Digitalisierung durch eine systematische Auswertung von Erfahrungen und Erkenntnissen der Corona-Zeit zu befördern und dabei auch Barrierefreiheit und Zugänglichkeit sowie Diskriminierungsrisiken im Blick zu haben.
Und wir weisen darauf hin, dass es wichtig ist, die Folgen der Pandemie auf die wissenschaftliche Qualifizierung anzuerkennen und dringlich Maßnahmen zu ergreifen, um diese abzumildern und zu kompensieren – was auch für die entstandenen Nachteile bei den Studierenden gilt.
Mit dem Vorwort wollen wir zudem auf etwas hinweisen, was wir schon länger wahrnehmen, nämlich, dass sich die Stimmung und die Haltung vieler Mitarbeiter*innen im Vergleich zum Anfang der Pandemie geändert hat. Im Frühjahr 2020 mussten sich alle den Herausforderungen der Pandemie stellen. Aus der gemeinsamen Schwäche gegenüber der Pandemie haben die meisten eine Stärke gemacht, indem sie sich auch im universitären Kontext empathisch und solidarisch verhalten haben. Einerseits gab es das Erschrecken über die Gefährlichkeit des Coronavirus, andererseits gab es viel Engagement und das Zutrauen, dass die Krise gemeinsam gemeistert werden kann. Unser Eindruck eines Stimmungswandels an der Universität lässt sich nicht mit harten Daten belegen, aber unsere Wahrnehmungen sind doch so stark, dass wir sie thematisieren wollen. Denn: In vielen Gesprächen mit Kolleg*innen haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass der Optimismus des Anfangs, die Krise durch solidarisches Handeln zu überwinden, nach und nach verflogen ist.
Partikularinteressen sind wieder wichtiger geworden; zynische, pessimistische und sogar destruktive Botschaften und ihre Vibes finden unter den Mitarbeiter*innen und auch bei den Führungskräften, und zwar in allen Bereichen, wieder mehr Gehör. Die Haltung und die Stimmung, mit der alle Beschäftigten ihrer Arbeit nachgehen, sind wichtig und kein weicher Faktor! Denn: Beides zusammen bestimmt letztlich, ob sich die Beschäftigten wohl fühlen und ob sie gerne mit ihren Kolleg*innen und den Vorgesetzten zusammen arbeiten. Dies alles bestimmt schließlich auch mit, wie gut die Beschäftigten und die jeweiligen Organisationseinheiten arbeiten, wie viel Leistung sie erbringen können. Wo Zynismus und Pessimismus den Hut aufhaben und wo eine schlechte Stimmung herrscht, wird Dienst nach Vorschrift gemacht und innere Emigration als Rettungsanker empfunden. Was Arbeiten an der Universität ausmachen sollte, sind Freude an der Arbeit und Engagement sowie Kreativität, Vertrauen zueinander und solidarisches Miteinander. Dort wo destruktive Haltungen und miese Stimmung vorherrschen, wird dies zu einer schleichenden Krankheit, die immer mehr zu lähmen droht.
Und die Moral von der Geschicht?
Alle Mitglieder und Angehörige der Universität, vom Präsidenten bis zu den Studierenden, sollten sich die Frage stellen: Wie können wir die solidarische Haltung, das Zutrauen und den Optimismus, die es in den ersten Monaten der Pandemie 2020 in vielen Bereichen gab, wiederherstellen und dauerhaft etablieren? Ja nicht nur das, wie können wir das alles noch steigern?
Wir laden Sie herzlich ein, sich darüber Gedanken zu machen. Auf Ihre Antworten sind wir gespannt wie ein Flitzebogen und hoffen das Beste!
Ihre
Schwerbehindertenvertretung, Gleichstellungsbeauftragte und Personalrat der Universität
E-Mails bitte an persrat@uni-goettingen.de
Dear Staff and Students of the University of Göttingen,
Two years of the coronavirus pandemic are now behind us. We, as Representatives of the Personalrat (staff council), Equal Opportunities and Disabled People at the University, were of course delighted to accept the Presidential Board’s invitation to write the foreword to this newsletter.
In September, we sent our paper “Corona-Pandemie als Brennglas: Erfahrungen, Erkenntnisse, (Lern-)Effekte nutzen“ (The coronavirus pandemic as a magnifying glass: using experiences, insights, (learning) effects) first to the Presidential Board, the committees and executives, who could implement the ideas developed there. We see this as a collection of ideas and hope that it will be discussed widely and intensively in the University and that everyone will help to drive forward the implementation of the suggestions that seem to make sense.
We would be very pleased if you also read it and joined the discussion! Feel free to approach us and, if you like, approach those who you think would be responsible for implementing the suggestions in the Ideas Paper and those who might be open to the suggestions. If it doesn’t spark their interest this time, for whatever reason, it can work well to just keep working on individuals until the sensible and feasible suggestions hit home and working conditions at the University improve.
In our ideas paper, we propose measures for five fields, including working/studying conditions and digitization, which we see as „Coronavirus innovations with potential.“ These include:
– clearly regulating and transparently communicating the options for working from home in order to offer all staff maximum flexibility in terms of working hours and the location that is optimal for them,
– to promote the long-term organisation and further development of digitization through a systematic evaluation of experiences and findings from the coronavirus period, while also keeping an eye on accessibility as well as discrimination.
We would like to point out that it is important to recognize the consequences of the pandemic on achieving scientific goals and to take urgent measures to mitigate and compensate for them. This applies in the same way to the disadvantages suffered by students.
This foreword also gives us an opportunity to highlight something we have been noticing for a while: namely, that the mood and attitude of many staff has changed when compared to the beginning of the pandemic. In the spring of 2020, everyone had to face the challenges of the pandemic. Most turned a shared weakness in the face of the pandemic into a strength by showing empathy and solidarity even in the context of being at university. On the one hand, there was the fear about the dangerousness of the coronavirus, but on the other hand, there was a lot of commitment and confidence that the crisis could be managed together. Our impression that there has been a change in mood at the University cannot be proven with hard data, but our perceptions are so strong that we want to raise them. In many conversations with colleagues, we have come to the realization that the optimism of the beginning, that the crisis could be overcome through solidarity, has gradually faded.
Certain perspectives have resurfaced: cynical, pessimistic and even destructive messages and the vibes they generate are being heard more among staff and also among managers, and this is in all areas. The attitude and mood of all employees as they go about their work is really important! After all, both together ultimately determine whether people feel good and whether they enjoy working with their colleagues and supervisors. All of this ultimately also determines how well staff and the respective organizational units work, how good their performance is. Where cynicism and pessimism take hold and where a bad mood prevails, people do their work by the book and find a lifeline by retreating into themselves. But work at the University should be about enjoyment and feeling engaged. It should be about creativity, trust in one another and solidarity. Where destructive attitudes and bad moods prevail, it is like an insidious illness that threatens to create more and more damage.
And the moral of the story?
All staff and students at the University, from the President to the students, should be asking themselves the question: How can we restore and permanently establish the attitude of solidarity, confidence and optimism that existed in many areas during the first months of the 2020 pandemic? Indeed, not just this level of positivity, but how can we actually increase it?
We sincerely invite you to consider this. We eagerly and optimistically await your answers!
All the best,
Representatives for Disabled People, Equal Opportunities, Personalrat (staff council)
Emails please to persrat@uni-goettingen.de